Im Rollstuhl in die «Welle7» in Bern – Update

Genuss – Business – Bildung – Einkauf: Seit dem 8. August 2016 ist die «Welle7» am Bahnhof Bern offen, ein achtstöckiges Einkaufs- und Dienstleistungszentrum mit Restaurants, Migros Klubschule und Sitzungszimmern zum Mieten.

Wir waren am Eröffnungstag da und haben im Anschluss einige Optimierungsmöglichkeiten in diesem Blogbeitrag festgehalten und den Verantwortlichen der «Welle7» mitgeteilt. Kurz darauf wurden wir zu einem Rundgang mit Besprechung dieser Punkte eingeladen. Unseren zweiten Besuch und das Gespräch mit dem Betriebsleiter und der Marketingleiterin haben wir als sehr konstruktiv empfunden. Beide haben grosse Bereitschaft signalisiert, Anpassungen vorzunehmen, und bereits erste Massnahmen umgesetzt bzw. die Umsetzung eingeleitet. Das Update des vorliegenden Beitrags aufgrund unseres zweiten Besuchs ist mit roter Schriftfarbe gekennzeichnet.

Hier sind die für Rollstuhlfahrer relevanten Informationen:

  • Der Eingang von den Wellen her (Hinterausgänge der Perrons zur Schanzenstrasse hin) zu Deck 2 (der 2. Stock) mit Restaurants eignet sich fast nur für Rollstuhlfahrer, die vom Zug her kommen. Sonst geht’s hier nämlich sehr steil auf- oder abwärts.

Welle7

  • Rollstuhlfahrer, die von der Stadt her kommen, rollen besser westwärts die Laupenstrasse entlang bis zur Seilerstrasse und biegen dort nach rechts ab, vor dem Zivilstandsamt. Dort gibt’s einen ebenen Zugang zu Deck 0 (im Bild unten rot eingezeichnet). Das ist zwar ein ziemlicher Umweg, aber ohne Gefälle.

Welle 7: Eingang Laupenstrasse

  • Obwohl es hier genügend Platz für Behindertenparkplätze hätte, gibt es keinen einzigen. Bei einem derartig vielseitig ausgerichteten Gebäude ist dies mehr als unerklärlich und ich gehe der Sache noch nach. Der nächste Behindertenparkplatz befindet sich im Postparc-Parking (zwei Parkplätze, kostenpflichtig) oder dem Kurzparking Bahnhof Bern (vier Parkplätze, kostenlos). Das bedeutet aber eine kleine Liftfahrt und dann die Strasse hinunter, über den Fussgängerstreifen, und die Strasse wieder hinauf (weil der nächstgelegene Fussgängerstreifen kein abgesenktes Trottoir hat).
    Zwischen unserem ersten und zweiten Besuch in der «Welle7» habe ich mich bei der Baubewilligungsbehörde nach den fehlenden Behindertenparkplätzen erkundigt. Der Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat mir die Auskunft erteilt, dass die Baubewilligung sogar «mindestens 7 rollstuhlgerechte Parkplätze» für den Gebäudekomplex «PostParc», zu dem die «Welle7» gehört, vorschreibt. Von diesen sieben sei «mindestens einer beim Kundenbereich Merkurgässli anzubieten». In Verletzung dieser Vorgabe hat die PostFinance AG als Bauherrin aber bisher erst zwei eingerichtet. Die Verantwortlichen der «Welle7» können dies nicht selbst veranlassen, da sie nur das Gebäude gemietet haben, die Aussenfläche aber weiterhin von der Post verwaltet wird. Sie werden dies aber bei der nächsten Besprechung mit der Post ansprechen und dabei natürlich auch meine Antwort des Regierungsstatthalters vorlegen. In naher Zukunft werden also fünf weitere Behindertenparkplätze und davon mindestens einer bei der «Welle7» erstellt.
  • Im Gebäude, das täglich von 6-23 Uhr und sonntags von 8-23 Uhr geöffnet ist, befinden sich auf den Decks 3-7 je ein rollstuhlgängiges WC. Es lässt sich mit dem Eurokey öffnen und verfügt über einen zweiten Schliesszylinder. Die Rollstuhl-WCs sind eher klein geraten, reichen aber aus. Es gibt sogar eine Notruf-Leine, die aber völlig am falschen Ort platziert ist.
    Die Notruf-Leine wird in Kürze auf der anderen Seite der Kloschüssel platziert, so dass sie auch vom Boden aus erreicht werden kann. Beim zweiten Besuch erschien der WC-Raum auch nicht mehr ganz so klein.

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  • Die Bedienung der ebenfalls ziemlich kleinen Lifte ist etwas gewöhnungsbedürftig: Auf einem Touchscreen-Display ausserhalb des Lifts muss das gewünschte Stockwerk angetippt werden. Danach zeigt das Display den Buchstaben des Lifts, in den man steigen soll. Der fährt dann automatisch zum gewünschten Stockwerk. Weil nicht alle Lifte nebeneinander angebracht sind, muss man schnell reagieren und Fussgänger aus dem Weg scheuchen, damit sich die Türe beim zugeteilten Lift nicht bereits wieder geschlossen hat, wenn man dort eintrifft.
    Hier werden die Lifte so umprogrammiert, dass die Rufsäule beim einzelnen Lift wirklich nur diesen ruft und keinen anderen. So muss man nicht mehr zu einem anderen Lift wechseln. Ein freundlicher Hauswart weist uns ausserdem darauf hin, dass wir zuerst den Rollstuhl-Knopf drücken können, damit ein leerer Lift erscheint und nicht einer, in dem wir nicht mehr Platz haben.

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  • Webseite: Wir haben eine separate Inhaltsseite mit Informationen für Besucher mit einer Behinderung vorgeschlagen, zum Beispiel betreffend Behinderten-WCs, Lift, Rollstuhlgängigkeit von Kassen und Shops, Zugang für Assistenztiere (danke für den Einsatz, Özcan Ateş!) sowie wo der Eurokey hinterlegt ist.
  • Das Trottoir im Bereich des oberen Fussgängerstreifens zwischen der «Welle7» und dem restlichen PostParc soll abgesenkt werden, damit ein Umweg über den weiter entfernt gelegenen Fussgängerstreifen vermieden werden kann. Dafür ist aber natürlich die Stadt zuständig, nicht die Betreiber der «Welle7».
  • Bei unserem zweiten Besuch sind wir ausserdem auf ein riesengrosses Problem gestossen: Der einzige Lift, der vom PostParc / Kurzparking PostParc zur Schanzenstrasse führt, ist ausser Betrieb. Als Rollstuhlfahrer steht man hier also plötzlich in der Sackgasse, denn überall sonst gibt es nur Treppen. Doch dazu mehr in einem separaten Blogbeitrag.

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  • Beim zweiten Besuch haben wir das Essen nicht mitgenommen, sondern gleich in der «Welle7» gegessen. Dabei sind uns die sehr gut unterfahrbaren Tische positiv aufgefallen – und auch die Tatsache, dass es überall Steckdosen und Ladekabel gibt. Super!

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Informationen und eine Liste der Geschäfte und Angebote: www.welle7.ch

Unser Essenstipp: Eine Currywurst von Wurst&Moritz. Und die belgischen Pommes Frites vom Migros Take-Away (links).

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Unser neues Fazit: Wir freuen uns sehr, dass die «Welle7» in Kürze vollkommen rollstuhlgängig sein wird. Die Verantwortlichen haben auch weitere Vorschläge aufgenommen und möchten in den Klubschule/Schulungsräumen Plätze für Rollstuhlfahrer berücksichtigen, damit diese zum Beispiel auch an Kochkursen teilnehmen können.

Update 4. September 2016:

Der versprochene Behindertenparkplatz bei der «Welle7» wurde nun erstellt und daneben sogar eine Rampe zum Trottoir. Danke!

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Anfahrt: Mit dem Auto fährt Ihr auf der Laupenstrasse vom Bahnhof her Richtung Inselspital und biegt dann vor dem Zivilstandsamt nach rechts ab. So gelangt Ihr ins Merkurgässli mit dem Behindertenparkplatz. Lasst Euch dabei vor dem grossen aufgemalten Balken „Privat“ nicht beirren.
Aus der anderen Fahrtrichtung her (aus Richtung Bern-West) ist ein Abbiegen nicht möglich. Fahrt also weiter und biegt links in die Schanzenstrasse (Richtung Länggasse) ab. Dann gleich rechts rein, so wie früher zur kleinen Einstellhalle der Schanzenpost. Dann wieder rechts und wieder rechts und schon fährt Ihr von der richtigen Seite heran.

1 Kommentar zu “Im Rollstuhl in die «Welle7» in Bern – Update”

  1. Hallo.
    Vielleicht könntet Ihr noch im Hinblick auf die Behindertentoilette darauf hinweisen, einen Mülleimer in Reichweite der Kloschüssel hinzustellen.
    Denn auch Rollifrauen haben ihre Periode und das benutzte Tampon oder die Einlage durch den halben Raum zu transportieren ist nicht so angenehm. Ganz abgesehen von benutzten Vorlagen oder Windeln, die auch Männer betreffen. Ausserdem ist mir aufgefallen, dass gar keine Hygienebeutel vorhanden sind.
    Aber diese Probleme gibt es auch oft in Deutschland auf den Rolliklos.
    Gruss
    Andrea

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