Lift-Ausfall im PostParc Bern – Update

Wir wollten am Freitag 12. August 2016 gegen Mittag die «Welle7» besuchen und haben dazu auf dem Behindertenparkplatz im Kurzparking PostParc parkiert. Doch wir schafften es nicht zur «Welle7»: Der einzige Lift zur Schanzenstrasse hin (beim Durchgang beim McDonald’s) war ausser Betrieb, wie uns ein «Stopp»-Kleber am Rahmen mitteilte.

IMG_6101

Leider war der Lift-Monteur aber nicht vor Ort und weder an der oberen noch unteren Türe anzutreffen. Vermutlich hatte er sich entschieden, zuerst Mittagspause zu machen und den Lift erst danach wieder in Betrieb zu setzen. Überall sonst im gesamten PostParc gibt es nur Treppen. Bei den Postfächern im unteren Stock der Postfiliale existiert keine Türe nach draussen und die Autorampe zwischen Kurzparking und Bogenschützenstrasse ist mit Rollstuhl zu steil. Auch der Post-Mitarbeiter in der Post-Filiale kannte keine Lösung.

FullSizeRender 25

Die Treppensituation mit einem einzigen Lift im PostParc ist aus Sicht von Menschen mit einer Gehbehinderung eine komplette Fehlkonstruktion.

Gerade beim angesprochenen Durchgang hätte problemlos eine Treppe-Rampe-Kombination installiert werden können, um Rollstuhlfahrern den Umweg durch die Bahnhofshalle und entweder übers Perron zur Welle oder rund um das Burgerspittel herum zu ersparen. Beide Varianten bedeuten einen mühsamen Weg von mehreren hundert Metern.

Da es nur diese einzige Möglichkeit gibt, mit dem Rollstuhl vom Kurzparking PostParc, dem Postauto-Bahnhof oder dem Bahnhof-Kurzparking zur Schanzenstrasse zu gelangen, muss dieser Lift jederzeit funktionieren oder bei einem Ausfall zwingend eine brauchbare Alternative in unmittelbarer Nähe bereitstehen. Keinesfalls darf mit der Reparatur des Lifts zugewartet werden und der Lift-Monteur muss unbedingt ständig vor Ort sein, um vom Ausfall betroffenen Menschen weiterzuhelfen. Als Möglichkeiten sehe ich:

  • falls vorhanden die Personen durch einen ansonsten nicht öffentlich zugänglichen, Gebäude-internen Lift nach unten bringen.
  • ein Shuttle bereitstellen, mit dem Rollstuhlfahrer und weitere betroffene Personen zur Schanzenstrasse gefahren werden.
  • eine Rampe bei der Treppe installieren; weit verbreitet ist eine Rampe, die diagonal zu den Stufen die Treppe hinauf verläuft.
  • einen zweiten Lift installieren, so dass beim Ausfall eines Lifts ein zweiter Lift vorhanden ist.

Die jetzige Situation ist beim Ausfall des Lifts unhaltbar und diskriminiert Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Sie muss auf jeden Fall geändert werden. Ich habe deshalb die Post Immobilien Management und Services AG sowie die Schindler Aufzüge AG um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Nun warte ich gespannt.

Update 17. August 2016:

Der Gesamtprojektleiter PostParc meldet sich bei mir und bestätigt den Liftausfall. Er schreibt, „dass die technische Störung seitens Schindler umgehend behoben wurde, aufgrund eines defekten Steuerungsteils (ein Ersatz musste express organisiert werden) jedoch etwas länger dauerte. Der Lift war ab ca. 16.00 Uhr wieder in Betrieb.“ Damit gab es während gut sechs Stunden keine Lösung für Rollstuhlfahrer.

Der Gesamtprojektleiter lädt uns zu einem Gespräch vor Ort ein, „um die bauliche wie betriebliche Situation mit Ihnen zu besprechen und Lösungen zur Verbesserung der Problematik zu suchen.“ Im Moment warte ich auf eine Antwort auf unseren Terminvorschlag. Am ehesten müsste zusätzlich ein Treppenlift installiert werden, der bei einem Ausfall aktiviert wird und als Alternative bereitsteht.

Update 28. August 2016:

Am Freitag haben wir uns mit den Verantwortlichen des PostParc getroffen. Sie haben guten Willen für  Optimierungsmöglichkeiten gezeigt, während halt zum jetzigen Zeitpunkt verständlicherweise kein zweiter Lift eingebaut werden kann. Einen zusätzlichen Treppenlift lehnen sie wegen dem hohen Vandalismus-Risiko ab. Immerhin werden sie:

  • Durch entsprechende Service-Verträge mit Schindler eine rasche Intervention bei einem Ausfall gewährleisten;
  • Gewisse Ersatzteile für den Lift im PostParc lagern, so dass keine Wartezeit für das Bestellen und die Lieferung eines Ersatzteils verloren geht;
  • und vor allem bei einem Ausfall ein Schild mit einer Telefonnummer aufstellen. Bei einem Anruf auf diese Nummer wird dann sofort jemand bereitstehen, der die auf den Lift angewiesene Person durch die Keller der PostParc-Gebäude unterirdisch zur anderen Strassenseite führt. Diese Bereiche sind ansonsten nicht öffentlich zugänglich.

Sie zeigen uns Pläne des Gebäudes und weisen auf die vielen Schwierigkeiten hin, die es an dieser besonderen Lage am Hang und zum grossen Teil über den Bahngeleisen zu beachten gab. Und sie bedauern die nur rudimentäre Begleitung und Auskunftsmöglichkeiten betreffend Barrierefreiheit während der Planungs- und Baudauer. Gerade bezüglich der Behindertenparkplätze wurde die Auflage zur Schaffung von mindestens sieben Parkplätzen zwar einmal erwähnt, alle anschliessenden Pläne wurden jedoch auch ohne diese genehmigt und auch die zuständige Person der Behindertenkonferenz Stadt und Region Bern hatte bei der Besichtigung und Besprechung der Mängel im Mai die Parkplatzsituation nicht bemängelt. Darauf werde den Geschäftsführer der Behindertenkonferenz sicher noch ansprechen, der mir dazu leider nicht mehr rechtzeitig Auskunft erteilt hatte.

Am 31. August 2016 wird ein Behindertenparkplatz bei der Welle7, Ausgang Merkurgässli, aufgemalt. Damit haben wir unser Ziel erreicht und sind zufrieden. Die Baupolizeibehörde wird wohl schon noch für die restlichen vier sorgen, die gemäss der Auflage der Baubewilligung noch fehlen.

Update 4. September 2016:

Der Behindertenparkplatz bei der Welle7 wurde wie versprochen aufgemalt, sogar mit einer kleinen Rampe zum Trottoir.

IMG_6637

Am Samstag 3. September 2016 war der Lift dann tatsächlich schon wieder ausser Betrieb. Dieses Mal gibt’s ein Absperrband und einen Zettel im Klarsichtmäppli, der im Wind flattert. Die Dame mit Kinderwagen vor mir biegt wieder um.

IMG_6635

Auf dem Zettel steht:

IMG_6636

Das macht mich dann doch ein bisschen skeptisch. Der Lift wurde wegen Umbauarbeiten an der Fassade ausser Betrieb gesetzt? Haben die Verantwortlichen nicht verstanden, dass der Lift unter allen Umständen in Betrieb bleiben muss? Der Lift soll nicht einfach willkürlich ausser Betrieb gesetzt werden, sondern nur, wenn dies wegen einer technischen Panne zwingend nötig ist.

Und ich wundere mich, dass es sich nicht um einen „offizielleren“ Hinweis ohne all die Schreibfehler handelt – ja sogar „PostParc“ wurde falsch geschrieben. Der Zettel scheint nicht Teil eines durchdachten, organisierten Plans zu sein, sondern in aller Eile noch kurz geschrieben.

Einen Kommentar verfassen