Im Rollstuhl an den Berner Sternenmarkt
Der neue Berner Weihnachtsmarkt auf der Kleinen Schanze ist wunderschön! In 60 Holzhütten werden allerlei hochwertige Waren angeboten, und viel spannendes Essen. Nur ist der Sternenmarkt leider nicht wirklich rollstuhlfreundlich. Und das liegt nicht nur am Gelände. Hier findet Ihr unseren Bericht vom heutigen Besuch (am Sternenmarkt 2018).
Ab auf den Sternenmarkt!
Nachdem uns am Freitagabend zu viel los war auf dem Sternenmarkt, haben wir heute Nachmittag einen zweiten Versuch gestartet. Mit weniger Leuten war der Besuch deutlich angenehmer. Beim Eingang zum Markt von der Christoffelgasse/Loeb her müssen wir schon mal beide Augen zudrücken: Die Holzrampe zum Überwinden der Stufe zum Gelände ist sehr rudimentär und befindet sich ausgerechnet dort, wo der Teer kaputt ist. Da bleiben wir mit den kleinen Rädern hängen. Hier müsste zwar primär die Stadt Bern handeln, um den Zugang zum Park rollstuhlgängig zu machen, aber die Verantwortlichen des Sternenmarkts hätten eine tauglichere Rampe bauen sollen.
So viel feines Essen!
Wir beginnen oben auf dem Hügel, bei den Essensständen. Dorthin führt nur ein wirklich steiler Weg. Den können wohl nur die stärksten Selbstfahrer alleine bewältigen. Immerhin wird das Strässchen regelmässig von Putzmaschinen gereinigt. So liegt kaum Kies vom Plateau auf dem Weg, auf dem der Helfer ausrutschen kann.
Oben angekommen haben wir wirklich die Qual der Wahl. So viel feines Essen wird an allen Ständen angeboten! Da ist wirklich etwas für jeden mit dabei. Wir entscheiden uns für ein Pulled Pork Sandwich und Pommes Frites vom Pita-Stand. Und das ist beides wirklich super.
Hier oben gibt es auch einige Sitzgelegenheiten: Tische und Stühle im halbrunden, offenen Pavillon, der immer hier steht, und in einem Unterstand, der extra für den Sternenmarkt gebaut wurde. Leider sind beide nicht barrierefrei. Es gibt einen etwa 10 cm hohen Absatz zum Pavillon, und die Stufe zum Unterstand ist noch viel höher. Für Rollstuhlfahrer ist der nicht nutzbar. Schade, dass es hier keine Rampe gibt.
Zu wenig an Besucher im Rollstuhl gedacht
Aber auch im unteren Bereich des Sternenmarkts fehlen mancherorts Rampen. Zum Beispiel zum Fondue-Chalet oder zum improvisierten Weg über das Gras. Hier wurde wirklich zu wenig an Besucher im Rollstuhl gedacht. Es wäre ein Leichtes gewesen, hier Rampen zu installieren.
Auch die vielen Kabelkanäle, die quer über die Wege führen, sind ein Hindernis. Sie sind zwar nicht besonders hoch, aber die kleinen Aufgänge sind so kurz, dass viele Rollstuhlfahrer mit den Fussstützen hängen bleiben. Und der erhöhte Bereich ist zu kurz, um für den Weg nach unten gut auf den Hinterrädern balancieren zu können. Die Verantwortlichen hätten hier Kabelkanäle mit längeren, rollstuhlfreundlichen Auf- und Abgängen mieten müssen.
Die Behindertentoilette ist versperrt!
Am Ostende des Sternenmarkts gibt es mobile WC-Container für Männer und Frauen. Weiter unten sehen wir sogar ein Rollstuhl-Symbol! Doch wir freuen uns zu früh. Hier befindet sich zwar ein fest installiertes Behinderten-WC, doch der Weg dorthin ist mit einem grossen Gitter versperrt. Der Eingang zum WC-Häuschen befindet sich auf der Rückseite, und der Platz dort wird als Lager gebraucht und ist deswegen abgesperrt. Das geht natürlich gar nicht.
Parkieren
Wer mit dem Auto anreist, kann auf den drei Behindertenparkplätzen neben dem Bundeshaus West parkieren. Es gibt einen Durchgang vom Zugang zur Marzilibahn zum Sternenmarkt.
Fazit
Es ist toll, was die Macher mit diesem neuen Berner Weihnachtsmarkt erschaffen haben! Die Auswahl an Ständen und vor allem an den Essensständen ist grossartig. Die vielen kleinen Dekorationen – Tier-Silhouetten aus Holz, Feuerkugeln, Lichter und Lämpchen, Sitzgelegenheiten – sind schön gemacht. Schade nur, dass bei all dieser Liebe zum Detail nicht auch genauso Wert auf die Rollstuhlgängigkeit gelegt wurde. Hier gibt es für eine (hoffentlich stattfindende!) Neuauflage im nächsten Jahr sicher noch Verbesserungsbedarf. Auf jeden Fall muss der Zugang zum Behinderten-WC als Sofortmassnahme wieder ermöglicht werden.
Der Sternenmarkt ist noch bis am 30. Dezember 2018 geöffnet. Informationen sind unter www.bernersternenmarkt.ch zu finden.
Update
Wir haben die Verantwortlichen des Berner Sternenmarkts mit unseren Verbesserungsvorschlägen konktaktiert und umgehend eine Antwort erhalten. Sie werden die Inputs in die Planung für nächstes Jahr einfliessen lassen und hoffen, dann ein rollstuhlgerechteres Erlebnis bieten zu können. Das Absperrgitter zur Behindertentoilette hin sollte eigentlich offen sein und das WC rund um die Uhr zugänglich. Sie werden das so rasch als möglich kontrollieren.
Daneben haben wir auch die Stadt Bern aufgefordert, ihren Teil zur Barrierefreiheit beizutragen. Im Bereich des Eingangs Christoffelgasse/Loeb sowie beim Zugang zum halbrunden, offenen Pavillon auf dem Hügel sollen entweder die Randsteine abgesenkt oder fixe Rampen installiert werden, um den Zugang für Rollstuhlfahrer zu ermöglichen.
Update: Verbesserungen 2019
Der Berner Sternenmarkt 2019 ist viel rollstuhlgängiger. Lest unseren neuen Blogbeitrag hier: Der Berner Sternenmarkt 2019 ist viel rollstuhlgängiger.
Danke für den guten Beitrag! Was meint ihr nun zum diesjährihen Markt? Meiner Meinung nach ist das Meiste unverändert so geblieben. Zudem sind die Theken der Marktstände viel zu hoch. Schade..! Und das in der Hauptstadt.
Hallo Nadja! Gern geschehen und danke für Deinen Kommentar. Der diesjährige Markt ist viel besser rollstuhlgängig. Die Organisatoren haben die meisten unserer Vorschläge umgesetzt und vor allem viele Rampen zu den erhöhten Teilen (Unterstände, Übergänge über den Rasen) eingebaut. Das findest Du in unserem neuesten Blogbeitrag Der Berner Sternenmarkt 2019 ist viel rollstuhlgängiger.
Wegen den Theken hast Du recht, aber viele davon sind auch für Menschen ohne Rollstuhl zu hoch. Das gilt auch für viele Food Trucks. Aber wir haben die Erfahrung gemacht (und wir waren gestern zum vierten Mal dort 😉 ), dass die Verkäufer gerne auch mal nach draussen kommen oder sich sonst Mühe geben, um das Essen oder etwas Gekauftes in Rollstuhlhöhe zu überreichen.