Im Rollstuhl ins Impfzentrum Inselspital

Statt vielen nur noch eins: Im gesamten Kanton Bern gibt es nur noch ein Impfzentrum. Auch viele Impfangebote von Arztpraxen und Apotheken wurden mittlerweile eingestellt. Wer sich jetzt impfen oder boostern lassen möchte, kann das fast nur noch im Impfzentrum Inselspital in Bern tun. Tragisch: Auch eineinhalb Jahre nach der ersten Coronavirus-Impfung fehlen wichtige Informationen für Menschen im Rollstuhl.

Das ist das Informationsblatt des Inselspitals. «Ihr Weg zum COVID-Impfzentrum» enthält eine gestrichelte Linie für Fussgängerinnen und Fussgänger, die einmal rund um das komplette Gelände führt. Da wurde nicht nur an den Über-80-Jährigen vorbeigeplant, für welche der zweite Booster offiziell empfohlen wird, die tendenziell eher nicht mehr so gut zu Fuss sind. Für Menschen im Rollstuhl ist der vorgesehene steile Zugang gar nicht möglich. Das findet man aber nur dank Fotos auf Google Maps heraus, die von Privatpersonen bereitgestellt wurden. Sie springen dort ein, wo die Behörden und das Spital versagt haben.

Und jetzt? Selbst herausfinden. Das haben wir Mitte Juli getan, als wir uns den zweiten Booster geholt haben. Auf dem nachfolgenden Satellitenfoto habe ich das provisorische Impfzelt weiss eingezeichnet. Darin ist es im Sommer schrecklich heiss ist und im Winter wohl unglaublich kalt. Mit dem Auto oder im Rollstuhl biegt man also von der Friedbühlstrasse in die… Friedbühlstrasse ab. Die Strassennamen tragen nicht zur besseren Übersicht bei. Es scheint eher ein Anlieferungsbereich für das Inselspital zu sein, bei dem sich die wenigen Leute verwundert umschauen, wenn jemand zu fahren kommt.

Direkt vor einer alten Barracke befindet sich ein Parkfeld (gelber Kreis), das zwar wohl nicht dafür vorgesehen ist, aber auf dem mit der Behindertenparkkarte sicher unbehelligt parkiert werden darf. Sicherheitshalber legen wir zusätzlich auch die Blaue-Zone-Parkscheibe aufs Armaturenbrett. Zwei Stunden darf man so eigentlich überall parkieren, wo kein Halteverbot markiert ist.

Neben einer Barriere hindurch geht es zum Personaleingang, der gleichzeitig Eingang für Menschen im Rollstuhl ist. Dies ist aber nirgends ersichtlich. Als ich die Situation zu Fuss erkunde, sitzt daneben ein Mitarbeiter während seiner Pause. Ich sei hier falsch und müsse schon unten anstehen gehen, weist er mich zuerst an. Er wird aber freundlicher und hilfsbereit, als ich nach dem Zugang im Rollstuhl frage. Das habe er halt nicht gewusst. Er führt uns zwischen Trennwänden aus Abfallsäcken hindurch zum Empfang.

Nach einer kurzen Wartezeit werden wir bereits in die Impfkabine geführt. Der «medizinische Mitarbeiter», wie es auf seinem Namensschild steht, ist vermutlich ein pensioniert Arzt. Er weiss sehr gut Bescheid und nimmt sich Zeit, unsere Fragen sehr kompetent zu beantworten. Er rät auf jeden Fall jetzt zum weiteren Booster. Bis der angepasste Impfstoff zugelassen wird, könne es noch lange dauern.

Wenig später sind wir schon wieder draussen. «Eine Ansteckung ist trotz der Impfung möglich», gibt er uns noch mit auf den Weg. Uns ist das bewusst, da wir uns seit dem Ausbruch der Pandemie sehr gut informieren. Ich wiederhole es hier aber trotzdem noch.

Das Impfzentrum Inselspital ist von Dienstag bis Donnerstag jeweils von 8:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Es lohnt sich nicht, einen Termin zu vereinbaren. Dieser gelte sowieso nicht, hat uns die Dame am Empfang gesagt. Geimpft werde in der Reihenfolge des Eintreffens.

Weitere Impforte im Kanton Bern sind auf der Website www.be.ch/corona-impfung zu finden. Ich rate aber, bei diesen zuerst telefonisch nachzufragen, ob sie die Booster-Impfung weiterhin anbieten oder nicht.

Dass bei den Impfzentren zu wenig oder gar keine Behindertenparkplätze zur Verfügung standen und Informationen dazu gänzlich fehlen, hatte ich schon im früheren Blogbeitrag angeprangert. Die Behörden des Kantons Bern unter Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg haben meine mehreren Empfehlungen, dies zu ändern, leider ignoriert.

Website ergänzt

Update 14. August 2022: Die Mediensprecherin der Insel Gruppe bedankt sich für den Hinweis und teilt mit, dass inzwischen die Webseite mit Informationen für Menschen im Rollstuhl ergänzt wurde und auch im Situationsplan die Auslade- oder Parkmöglichkeit vor dem Impfzentrum markiert ist. «Wir hoffen, dass diese Informationen für andere Menschen im Rollstuhl eine Hilfe ist.»

Tatsächlich wurde beides nachgeführt. Ich bezweifle zwar, dass viele Leute etwas mit dem Hinweis anfangen können, dass Personen mit einer Gehbehinderung und im Rollstuhl direkt zum ehemaligen Friedbühlschulhaus fahren / gefahren werden und dort aussteigen können. Aber immerhin prangt auf dem Situationsplan neu ein Rollstuhl-Signet, das auf die Parkiermöglichkeit hinweist. Vielen Dank.

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