USA im Rollstuhl: Der Flug nach Miami

Schon ziemlich aufgeregt und mit mulmigem Gefühl treffen wir am Flughafen ein. Nachdem wir am Special Assistance Schalter schon mal umpacken dürfen – neu gilt die Gewichtslimite zweier Personen nicht mehr zusammen sondern je einzeln, wir hatten die leere Reisetasche für den Rückflug in den Koffer gepackt – ist alles Weitere eigentlich angenehm. Vor allem die Sicherheitskontrolle ist angenehmer als früher.

Am Fingerdock folgt dann ein frohes Wiedersehen mit der Schubkarre, auf der man ins Flugzeug geschoben wird. Doch dann klappt irgendwie gar nichts mehr. Die klappbare Armlehne lässt sich nur um ca. 60 Grad anheben und ist so nur im Weg. Und obwohl wir schon seit der Buchung im Dezember unsere Sitzplätze kennen – 26A und B sowie D auf der anderen Gangseite, sitzt unser Begleiter plötzlich ganz woanders und die Schnepfe auf 26D will partout nicht tauschen. Und es ist natürlich auch keins der neuen Flugzeuge mit Rollstuhl-WC; sowieso ist es keines der Flugzeuge, die wir erwartet hätten. Schön: Auf dem Rollfeld folgen hinter uns drei dieser neuen Flugzeuge, die wir anhand der Flugzeugnummer erkennen.

Der Flug nach Miami dauert fast zehn Stunden. Nach dem Essen und gut drei Stunden Flug wagen wir’s. Die Stewardess kommt mit dem Bordrollstuhl. Doch soweit kommen wir gar nicht erst. Die Armlehne lässt sich nämlich plötzlich gar nicht mehr hochklappen. Erst der Kabinenchef weiss wo drücken, um die Arretierung zu lösen. Aber auch so ist geht es nur mit Schmerzen und blauen Flecken, um die Armlehne herum zu kommen.

Dann folgt das Pièce de resistance: das WC. Wie geplant lassen wir den Kabinenchef den Bordrollstuhl um die fensterseitige WC-Kabine herum und in die Notausgang-Nische hineinfahren. Dann gehe ich hinein und stelle die Füsse schon mal auf ihren Platz vor dem Klo. Meine Frau sitzt nun vor mir. Ich helfe ihr auf und wir machen zusammen die Drehung zur Schüssel. Das wäre zumindest der Plan. Doch der Türrahmen ist mit gut 40 cm so wahnsinnig schmal, dass das nicht klappen will. Wir stecken fest. Und dabei hat meine Frau überhaupt keine breiten Schultern.

Mit ein bisschen früher abdrehen klappt’s dann doch noch. Als die Türe dann zu ist, wird klar: Hier muss man sich gut mögen, denn zu zweit ist es schon extrem eng. Keine Ahnung, wie hier ein übergewichtiger Amerikaner überhaupt alleine Platz haben soll. Auch aus dem WC wieder hinaus und zurück zum Platz ist’s nicht wirklich besser.

Noch schlechter wird es dann beim zweiten Mal aufs WC. Die Crew will eigentlich gleich das Essen servieren – woher hätten wir das wissen sollen – und ist gestresst. Wodurch wir auch gleich gestresst sind. Dazu kommt, dass es in der Schweiz schon nach neun Uhr abends wäre und das Zmittag unsere letzte Mahlzeit war.

Unser Verdikt: So lässt es sich nicht reisen. Kein Reiseziel der Welt kann es wert sein, diese Strapaze auf sich zu nehmen. Zwar war die ganze Crew extrem nett und hilfsbereit, doch gegen die Flugzeug-Einrichtung konnte auch sie nichts machen. Wir fliegen sicher erst wieder, wenn uns das Rollstuhl-WC garantiert werden kann.

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