An der Bus-Haltestelle in Thun

Wir sind in der Schweiz selten mit dem Öffentlichen Verkehr unterwegs. Bus fahren wir eigentlich nur in London. Das geht super einfach mit den elektrischen Rampen, die die Chauffeure schnell und einfach aus- und wieder einfahren können, ohne aus der Fahrerkabine auszusteigen, und der Rollstuhl-Bucht mit gepolsterter Rückenlehne.

Vor kurzem waren wir aber mit dem Bus in Thun unterwegs. Natürlich ohne elektrische Rampe und ohne dass jemand die Klapp-Rampe heruntergeklappt hätte. Wir sind ja schliesslich in der Schweiz. Vor unserer Haltestelle haben wir den Rollstuhl-Halteknopf gedrückt, um den Fahrer über unseren Aussteigewunsch zu informieren. Und waren dann sehr überrascht, dass er gerade so angehalten hat, dass unsere Türe halb vor einem Baum (der auf dem Foto links durch die Türe verdeckt wird) und seinem Gras-/Kiesbeet und halb vor einem geteerten Stück zu stehen kam.

Weil es bisher noch kein Busfahrer geschafft hatte, so unpraktisch anzuhalten, haben wir das Bus-Unternehmen kontaktiert. Und uns gefreut, dass unser Anliegen dort ernst genommen wurde. Der Teamleiter Fahrdienst der Verkehrsbetriebe STI AG hat uns umgehend angerufen, um sich zu entschuldigen, und versprochen, er werde der Sache nachgehen und sich dann per E-Mail melden. Was er dann auch getan hat:

„Für die von Ihnen erhaltene E-Mail vom 17. September 2015 danken wir bestens. Hinweise von Fahrgästen helfen uns, sich eigenen Unzulänglichkeiten oder Schwachstellen bewusst zu werden und geeignete Massnahmen dagegen anzuordnen. Wie gestern am Telefon besprochen, sende ich Ihnen unsere Antwort per E-Mail zu.

Die STI fährt täglich rund 2’000 fahrplanmässige Kurse mit bis zu 58 Kursbussen im gleichzeitigen Einsatz. Diese Kurse werden von unseren Chauffeuren im Allgemeinen sehr konzentriert und umsichtig ausgeführt. Unser Fahrdienstpersona! wird auch in regelmässigen Weiterbildungstagen auf die verschiedensten Situationen vorbereitet und trainiert; so auch das täglich Ein- und Ausladen von Fahrgästen im Rollstuhl und den sonstigen Umgang von Personen mit Handicap.

Die Haltestelle „Postbrücke“ stellt, hinsichtlich der Betreuung von Personen mit Handicap, eine der schwierigsten diesbezüglichen Situation auf unserem Liniennetz dar. Aufgrund der dort nahe am Trottoirbereich befindlichen Alleebäume gestaltet sich die Anfahrt für unsere Chauffeure schwierig mit den Fahrzeuge (verschiedene Längen von 10 – 19.5 Meter) dort „ein- und ausstiegsgenau“ zwischen den Bäumen anzuhalten. Leider hatte unser Fahrer in Ihrem Fall keine Kenntnisse, dass sich jemand mit einem Rollstuhl im Bus befindet, da er beim Einsteigen nicht behilflich war. Er fragt sonst nach, bis wohin der Fahrgast fahren möchte und hilft ihm dann gerne beim aussteigen. Wenn es sich nicht um einen Elektrorollstuhl handelt, kann dieser normalerweise auch ohne Rampe ausgeladen werden. Leider funktionierte bei diesem älteren Bus die Haltestellenlampe (Ausstieg Rollstuhl) nicht einwandfrei und so hat er Ihnen nicht geholfen. Er versicherte uns, dass dies sicher nicht extra passiert ist und er sich dafür bei Ihnen und Ihrer Frau entschuldigen möchte. Der Bus 120 wird durch die Garage überprüft und nötigenfalls repariert.

Für unsere Fahrgäste und Fahrdienstmitarbeitenden haben wir eine Broschüre erstellt, in der das richtige Verhalten als Reisender mit Handicap aufgezeigt wird. Diese kann bei uns gratis bezogen werden oder unter folgendem Link runtergeladen werden. http://www.stibus.ch/kundenservice/Handicap.php

Wir bedauern den Vorfall und möchten uns für die daraus entstandenen Unannehmlichkeiten in aller Form entschuldigen. In diesem Sinne danken wir nochmals für Ihre Mitteilung und hoffen Sie trotzdem wieder als zufriedenen Fahrgast begrüssen zu können.“

Obwohl wir uns darüber freuen, dass der Bus nun repariert wird, fragen wir uns trotzdem, wie der Fahrer nicht wissen konnte, dass jemand im Rollstuhl an Bord war. Wir waren an der Bushaltestelle ja sicher nicht zu übersehen und es war klar, dass wir in diesen Bus eingestiegen sind, weil es die einzige Buslinie war, die hier durchfährt. Dass er beim Einsteigen nicht behilflich war, haben wir ebenfalls bemerkt. Das ist aber eher eine Nachlässigkeit des Busfahrers als eine Entschuldigung dafür, nicht zu wissen, dass wir an Bord waren.

Immerhin haben wir uns im Bus gefreut, dass es hier sogar gleich zwei Rollstuhlplätze auf der linken und rechten Busseite gibt. So hat trotzdem noch ein Rollstuhlfahrer Platz, während der andere Platz wie üblich mit Kinderwagen besetzt ist.

1 Kommentar zu “An der Bus-Haltestelle in Thun”

  1. Tja unsere STI in Thun hat so ihre Tücken und auch ganz unterschiedliches Personal.
    Von sehr zuvorkommend welche beim Einsteigen fragen wo man gedenke auszusteigen, allfällige Fussgänger am Rollstuhlplatz verjagt und dann auch wirklich an der richtigen Haltestelle beim Aussteigen behilflich ist bis zu solchen, denen es schnurzegal ist, dass ich mit meinem Elekrtorollstuhl (ca. 150kg) irgendwo im Gang stehe, da irgendjemand auf dem Rollstuhlplatz sitzt und ich es einfach Leid bin immer alle zu verjagen (wäre doch eigentlich der Job des Chauffeurs), die mich auch nicht fragen wo ich aussteigen will und auch auf die Rollstuhlklingel nicht reagieren. Dann bleibt mir dann nur noch, mich via meine Rollstuhlklingel bemerkbar zu machen und auf das Goodwill der Mitpassagiere zu hoffen, die dem Fahrer mitteilen, dass da noch ein Rollstuhl aussteigen wolle.

Einen Kommentar verfassen