Im Rollstuhl an die Basler Herbstmesse

Die Basler Herbstmesse („d Herbschtmäss“) ist der älteste und grösste Jahrmarkt der Schweiz mit sechs verschiedenen Standorten in ganz Basel. Uns interessieren weniger die Warenmesse in der Messehalle oder der Häfelimärt auf dem Petersplatz mit seinen vielen kleinen Marktständen, sondern mehr die Vergnügungsbahnen (halt vor allem fürs Zuschauen – rollstuhlgängig ist wohl keine der Bahnen) und das kulinarische Angebot.

Parkierprobleme beim Messegelände

Leider beginnt schon die Anfahrt mit Problemen. Auf der Webseite der Herbstmesse, www.herbstmesse.ch, gibt es zwar „Infos für gehbehinderte Besucher“, jedoch befinden sich dort nur die Aussagen, dass das Messeparkhaus bis auf die Etagen 8 und 9 rollstuhlgängig sei und sich hinter der Halle 3 ein „IV-Parkplatz“ befinde. Wo diese Halle 3 liegt, ist jedoch nicht ersichtlich, da auf der Webseite ein Übersichtsplan des Messegeländes fehlt. Dank einer Google-Suche finden wir die Halle zwar – sie folgt direkt auf das Parkhaus – jedoch ist dort nirgends ein Schild oder Ähnliches zu sehen. Wir fahren 2x an der Halle vorbei, ohne den versprochenen Parkplatz zu finden.

Auch rund um das Messegelände, um das wir auf dem Weg zurück zum Parkhaus-Eingang fahren müssen, ist nirgends ein Behindertenparkplatz zu sehen. Das ist doch sehr komisch. Im Messe-Parkhaus werden wir zum rechten der beiden Einfahrten gelotst, der zu den ungeraden Stockwerken führt. Alle Parkdecks sind aber abgesperrt („VIP“, „Dauermieter“, „Reserviert“), so dass wir plötzlich auf dem Dach landen. Dieses ist tatsächlich nicht rollstuhlgängig: zwei Stufen führen zur von Hand zu öffnenden Türe: Keine Chance für einen Rollstuhlfahrer, selbst mit einer Begleitperson.

Wir wollen also wieder abwärts fahren, um einen Stock tiefer einen Platz zu suchen. Das ist aber nicht möglich. Fährt man erst mal abwärts, muss man gleich ganz nach unten und aus dem Parkhaus hinaus fahren. Und wieder einmal rund um das ganze Messegelände kreisen, um wieder zur Parkhauseinfahrt zu gelangen. Mühsam und sehr zeitaufwändig. Diesmal fragen wir den Parkhauswächter vor den Einfahrten, wo wir parkieren sollen. „Während dem Umbau gibt es im Parkhaus keine Behindertenparkplätze“, meint er. „Parkieren Sie im 8. Stock, dort gelangen Sie zum Lift.“ Aha. Meint er den 8. Stock, der auf der Webseite als nicht rollstuhlgängig ausgewiesen ist? Und wieso existieren während einem Umbau – an der Stirnseite des Messegeländes wird ein Gebäude über die Tramgeleise gebaut, was sicher jahrelang dauert – keine Behindertenparkplätze? Ist dies gesetzeskonform? Das wird mir die Stadtverwaltung noch beantworten müssen. Auf jeden Fall gelangen wir überhaupt nicht bis zum 8. Stock, der abgesperrt ist.

Im 6. Stock bitten wir den Parkplatzanweiser um einen Parkplatz am Rand, damit wir sicher auch bei der Rückkehr die Autotüre ganz öffnen können fürs Transferieren vom Rollstuhl. Das war dringend nötig, denn hier werden Autofahrer offiziell angewiesen, auch neben den Parkfeldern zu parkieren. Seltsam.

Dann der nächste Ablöscher: Das Schild neben dem Lift sagt: „Aufzüge ausser Betrieb zwischen 24:00 und 6:00 Uhr.“ Zwar ist unklar, ob das auch während der Messe gilt, und wir haben auch nicht vor, so lange zu bleiben. Trotzdem: Nirgendwo sonst gibt es Behindertenparkplätze. Wie soll ein Rollstuhlfahrer nach Mitternacht zu seinem Auto kommen, wenn die Lifte nicht mehr fahren? Damit darf er um diese Zeit also gar nicht mehr unterwegs sein. Alles höchst fragwürdig.

Endlich sind wir unten und verspeisen erstmal einen Flammenkuchen, bevor wir uns mit Magenbrot, gebrannten Mandeln, Rahmtäfeli und Mässmoggen eindecken und über das Gelände flanieren. Schon bald haben wir die Vergnügungsbahnen gesehen. Wir machen uns zu Fuss auf zum Kasernenareal. Zuvor benützen wir noch das Behinderten-WC in der Messehalle. Denn zwar sind auf allen Geländeplänen (am einfachsten auf der Facebook-Seite der Herbstmesse zu finden: www.facebook.com/baslerherbstmesse > Photos) Toiletten eingezeichnet, jedoch nirgends Behinderten-WCs. So ist es unklar, wo und ob sich eines befindet.

Das Kasernenareal bietet viel

Das Kasernenareal ist gleich viel sympathischer. Die vielen Stände und noch mehr Essensmöglichkeiten wirken einladend. Wir teilen uns eine Bratwurst vom Riesen-Grill (Durchmesser geschätzte 2 Meter) und sehen dann den Bahnen zu. Von der „Crazy Mouse“ hatte ich schon Jahre zuvor ein mulmiges Gefühl schon nur vom Zuschauen – ein echter Messe-Klassiker. Das „Monster“ schwingt Leute an einem langen Arm durch die Luft, und die „Rocket“ ist nur etwas für ganz Wagemutige: An filigranen Stahlseilen drehen sich Bleistift-artige Gefährte mit Sitzen links und rechts davon um den Mast in der Mitte und rotieren gleichzeitig. Und heben sich am Mast bis in schwindelerregende Höhen. Puuuuh! Mit einem Säckli heisser Maroni machen wir uns auf den Weg zurück zum Parkhaus und fahren mit dem Auto weiter ins Grossbasel.

Am Barfi sind wir mittendrin

Leider sind unsere üblichen Behindertenparkplätze bei der Drehscheibe (die Gasse heisst „Birsig-Parkplatz“) und neben dem Theater schon belegt. Dafür finden wir einen wunderbaren Parkplatz hinter der Barfüsserkirche – ein wahrer Geheimtipp: von oben her in die Freiestrasse fahren (Zufahrt nur aus Richtung Wettsteinbrücke, dann rechts abbiegen), dann die Freiestrasse hinunterfahren und links in die Kaufhausgasse abbiegen und nochmals links um die Ecke in die Barfüssergasse fahren: Hier befinden sich zwei Behindertenparkplätze. Rundherum parkieren Schausteller. Trotzdem wurden diese Plätze vorbildlich freigelassen.

Von hier aus führt der Weg in alle Richtungen: direkt zum Münsterplatz mit dem Riesenrad (starke Steigung), die Freiestrasse hinunter zum Lädele (mit einem Starbucks am oberen Ende, ganz in Parkplatz-Nähe), zum Barfüsserplatz („Barfi“) mit noch mehr Vergnügungsbahnen und einem genialen Stand mit den verschiedensten Schokokuss-Variationen (das M-Wort darf man ja nicht mehr sagen). Und der Schleichweg hinter der Kirche durch führt auch direkt in die Theaterpassage, in der sich ein schönes Behinderten-WC befindet (das, das immer noch nicht richtig abgeschlossen werden kann). Dieser Parkplatz ist also wirklich super.

Zufrieden und mit viel Süssem im Gepäck machen wir uns am Abend wieder auf den Nachhauseweg.

Fazit

Unser Fazit der Basler Herbstmesse 2011: Ungenügende Informationen und schlechte Parkiermöglichkeiten für Gehbehinderte, aber die Messe-Atmosphäre war toll.

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