Im Rollstuhl an den Auto-Salon Genf

Heute öffnet der Auto-Salon Genf wieder seine Türen. Doch eignet sich der Salon auch, wenn man ihn auf den eigenen vier (Rollstuhl-) Rädern besucht?

Auto-Salon Genf GIMS

Parkieren

Normalerweise müssen Besucher, die mit dem Auto anreisen, auf dem Aussenparkplatz P47 des Salons parkieren (den Schildern folgen) und werden dann mit dem Pendelbus zum Eingang gebracht. Gemäss den Informationen auf der Webseite des Salons ist der Pendelbus auch für Besucher im Rollstuhl geeignet und es gibt auf dem Aussenparkplatz auch Behindertenparkplätze. Das haben wir aber noch nie so gemacht. Schon nur, weil wir die für gewöhnlich sehr vollgestopften Pendelbusse hassen.

Mit der Behindertenparkkarte darf man nämlich auch im Parkhaus P12 parkieren. Nehmt dazu ebenfalls die Autobahnausfahrt Grande Saconnex/Palexpo, bleibt danach aber auf der linken der beiden Spuren und fahrt weiter Richtung „Palexpo“ (haltet Euch weiter vorne rechts, wenn die linke Spur auf die Autobahn zurück führt). Fahrt unter dem Palexpo-Gebäude hindurch und biegt ein paar Hundert Meter nach dem Gebäude nach links ab. Ihr gelangt so auf die andere Seite der Autobahn und zurück Richtung Palexpo-Gebäude. Spurt gegen rechts ein, um ziemlich direkt bei der Einfahrt P12 einzutreffen. Winkt dem Securitas schon von weitem mit der Behindertenparkkarte. Er wird sonst mit allen Mitteln versuchen, Euch vom Eingang zu vertreiben.

Im Parkhaus merkt Ihr bald: Die viel zu wenigen Behindertenparkplätze wurden von Nichtberechtigten missbraucht, um hier ihre teuren Autos zu parkieren. Das ist Jahr für Jahr dieselbe Schande und die Palexpo-Betreiber unternehmen NICHTS, um die Situation für Gehbehinderte zu verbessern. Es bleibt also nichts anderes übrig, als die Person im Rollstuhl auszuladen und dann auf einem normalen Parkplatz zu parkieren… falls das möglich ist. Oder auf zwei freie Parkplätze nebeneinander zu hoffen und mitten auf dem Strich zu parkieren. Kommt nicht auf die Idee, auf dem letzten Parkplatz einer Reihe oder neben einer Sperrfläche zu parkieren. Denn hier wird sich garantiert noch jemand danebenstellen.

Beide Parkiermöglichkeiten sind kostenpflichtig.

Immerhin führt ein Lift vom Parkhaus fast direkt neben den Eingang zum Auto-Salon.

Auto-Salon Genf GIMS

Rollstuhlfahrer und Begleitpersonen brauchen ein normales Ticket. Und schon ist man drin.

Achtung Sturzgefahr!

In den Hallen ziehen viele Autos ihre Aufmerksamkeit auf sich. Wir wären letztes Jahr deshalb fast abgestürzt. Denn: Fast alle Stände sind erhöht. Während die Toyota- und Renault-Stände direkt beim Haupteingang durchgehend abgeflacht sind und so kein Problem für Rollstuhlfahrer darstellen, sind die meisten anderen Stände richtige Fallen. Denn man sieht kaum, ob der Rand des Stands auf der selben Höhe liegt wie der rote Teppich der Gänge.

Absatz oder nicht?

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Ja, Absatz!

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Übersieht man den Absatz nur 1x, bedeutet das einen schweren Sturz auf den harten Hallenboden. Die Absätze sind hoch, mindestens 20 cm. Die Verletzungsgefahr ist dabei enorm gross.

Auch unter dem roten Teppich verbergen sich übrigens Stolperfallen – kleine Absätze, versteckte Luken mit Höhenunterschied, wackelnde Abdeckungen und vieles mehr, bei dem man mit den kleinen Vorderrädern der Rollstühle steckenbleiben kann.

Zwar gibt es an allen erhöhten Ständen Rampen für Rollstühle und Kinderwagen. Viele haben dabei aber gespart. Wir mussten auch schon komplett zurück zur andern Seite, weil es dann nirgends mehr eine zweite Rampe gab, um den Stand wieder zu verlassen.

Stand mit Rampe

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Stand ohne Rampe – zumindest nicht dort, wo wir sie bräuchten

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Vom unteren in den oberen Bereich

Der Auto-Salon befindet sich auf zwei Ebenen: Die Hallen 3, 4, 5 und 6 stellen die untere Ebene dar (alle hängen nahtlos aneinander), die Hallen 1 und 2 die obere Ebene (ebenfalls zusammenhängend). Leider gibt es nur gerade zwei Lifte von unten nach oben, und die sind schlecht ausgeschildert.

Der erste Lift liegt versteckt hinter dem Blick-Café gegenüber des Haupteingangs. Er befindet sich in einer grossen runden Betonsäule (haltet nach dieser Ausschau).

Der zweite Lift befindet sich neben der Rolltreppe beim Toyota-Stand. Es braucht einen Eurokey, um ihn zu bedienen.

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Behindertentoiletten

Es gibt einige Behindertentoiletten, häufig entlang einer Aussenwand, aber man muss sie suchen. Teilweise befinden sie sich im unteren Stock und sind über einen Lift zu erreichen.

Gleich bei der ersten Toilette sind wir auf das gestossen:

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Die Türe zur Behindertentoilette wird von zwei Alu-Sammelstellen blockiert.

Als ich diese weggestossen habe, wurde es nur noch schlimmer. Jemand hatte sich an die Türe übergeben und niemand hat es aufgewischt. Vielleicht war der Verursacher auch der, der den Alu-Behälter davorgestellt hat. Unmöglich, hier durchzufahren.

Die nächste Toilette befand sich im Keller, aber mit Lift. Obwohl sich nur bei der Männertoilette ein Rollstuhlsignet befand, gab es auch bei den Frauen eine.

Sehr gut: Für alle Behinderten-WCs braucht es einen Eurokey.

Fazit und Forderungen

Leider können wir den Auto-Salon für den Besuch mit dem Rollstuhl nur bedingt empfehlen. Passt dabei vor allem auf die schlecht sichtbaren Absätze auf! Ich denke immer noch mit einem mulmigen Gefühl daran, was wohl passiert wäre, wenn wir die Kurve ein bisschen weiter genommen hätten.

Unsere Forderungen an die Organisatoren des Auto-Salons lauten deshalb:

  • Verbesserung der Parkplatzsituation: Es braucht unbedingt viele richtige Behindertenparkplätze, die breit genug sind und auf denen niemand parkieren darf ausser Leute mit einer Berechtigung (Behindertenparkkarte). Das muss strikte überwacht werden. Am besten soll dazu ein eigener Parkplatz mit überwachter Zufahrt reserviert werden.
  • Unsichtbare Absätze: Stände sollen überhaupt nicht mehr erhöht gebaut werden. Werden Stände trotzdem erhöht gebaut, braucht es:
    • Einen durchgehend abgeflachten Rand wie zum Beispiel am Toyota- oder Renault-Stand; oder
    • Eine klare Markierung des Absatzes in einer Signalfarbe und mit Aufschrift („Vorsicht Stufe“ o.ä.), vielleicht sogar ein Geländer; und
    • Mindestens 1 Rampe pro Seitenfläche, bei grösseren Ständen mehr.

Der Auto-Salon Genf 2017 dauert vom 9.-19. März 2017. Weitere Informationen unter www.gims.swiss.

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