Ohne Berechtigung auf dem Behindertenparkplatz: Das Normalste der Welt?

Pfingstsonntag im Bahnhof Bern. Die Leute schätzen die offenen Geschäfte im Bahnhof und laufen in Scharen ein. Wer mit dem Auto kommt, dem stehen das Langzeitparking (heute: 14 Minuten = 1.20 Franken), das Kurzparking (heute: 20 Minuten = 1.20 Franken) und die Bahnhofvorfahrt zum Ein- und Aussteigenlassen von Personen zur Verfügung.

Leider gibt es immer wieder Schlaumeier, die auf den separaten und gut ausgeschilderten Taxiplätzen, SBB-Einsatzparkplätzen und noch lieber den vier Behindertenparkplätzen parkieren. Bei meinem kurzen Einkauf im Bahnhof (ich habe im Kurzparking parkiert) blockierten drei Fahrzeuge die vier Behindertenparkplätze – natürlich alle von ihnen ohne Berechtigung.

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Der Golf-Fahrer hatte keine Freude daran, fotografiert zu werden. Seine Mutter (nicht dabei) sei im Rollstuhl und deswegen schaue er genau, dass er hier niemandem den Parkplatz wegnehme. Einer der vier sei ja noch frei. Und wenn jemand komme, dann fahre er auf jeden Fall weg. Hier gefährde er ja niemanden.

Er war uneinsichtig, dass er hier trotzdem ohne Berechtigung nicht anhalten oder parkieren darf und hat auch meine Argumente nicht verstanden, dass sich ein gehbehinderter Autofahrer nicht immer auf eine Diskussion einlassen will, um die Leute hier zu verscheuchen (das soll er auch einfach nicht müssen!), und je nachdem aus dem Autositz heraus auch nicht sehen kann, ob in den parkierten Autos eine Behindertenparkkarte liegt oder nicht.

Ich habe den Golf-Fahrer auch gebeten, im eigenen Interesse lieber auf einem SBB- oder Taxi-Parkplatz zu parkieren: Dort kostet die Parkbusse nämlich nur 40 Franken, hier jedoch 120 Franken. Noch besser wäre es natürlich, einfach die 1.20 Franken zu bezahlen und wie alle anderen im einen oder anderen Parking zu parkieren. Nach der Diskussion ist er dann auch weggefahren.

Ich frage mich immer wieder, wieso es scheinbar das Normalste der Welt ist, ohne Berechtigung auf einem Behindertenparkplatz zu parkieren. Neben Egoismus und der Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen von Menschen mit einer Gehbehinderung scheint klar, dass die drei Mal höhere Parkbusse nicht genügend bekannt ist und damit auch keine abschreckende Wirkung entfalten kann. Zusammen mit der zu geringen Strafverfolgung dieser Zuwiderhandlungen führt es dann dazu, dass „man“ einfach hier parkiert.

Daher fordere ich eine andere Beschilderung von Behindertenparkplätzen anstelle des jetztigen blauen „P“-Schilds mit dem kleinen Rollstuhl-Symbol, das viel zu harmlos und einladend wirkt:

  • ein Park- und Halteverbotsschild (das mit dem roten x auf blauem Grund);
  • Zusatzschild „ausser/sauf [Rollstuhlsignet]“, noch besser mit dem Verweis auf Inhaber einer Parkkarte für Behinderte; und
  • Hinweis auf Busse 120 Franken, ab 1 Stunde Gerichtsverfahren

Mit diesem Anliegen wende ich mich an die SBB und plane, eine Petition an den Bundesrat einzureichen.

3 Kommentare zu “Ohne Berechtigung auf dem Behindertenparkplatz: Das Normalste der Welt?”

  1. behinderte sind für den Bundesrat Menschen 2ter klasse
    um nicht zu sagen 3 ter klasse.da nützen briefe nichts denn die politiker können ja laufen und daher sind behinderte nur ein kostenfaktor ! Zeigt auch die haltung der IV und deren Würgegriff gegenüber behinderten.

  2. Ich finde den Vorschlag von Thomas Schneider sehr gut und bin überzeugt, dass eine Beschilderung mit Anhalteverbot und Zusatztafel „ausgenommen Fahrzeuge mit Parkkarte für Gehbehinderte“, viel mehr Autofahrer abschrecken würde, auf den Invalidenparkplätzen zu parkieren.

  3. Nun ja dies ist doch so etwas normales… leider. Wir Behinderten sollten auch mal lernen nicht zu reklamieren und fr diese Mitmenschen VIEL Verständnis aufbringen!
    Es gibt ja eben auch „geistig Behinderte“ oder Blinde die nicht lesen können, wie „Analphabeten“..
    Also seit lieb und nett zu denen 😉
    Jules Wullschläger

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