Enttäuschende Nachkontrolle in der Bernexpo-Halle in Bern

Im Mai 2011 hatte ich ein erstes und ein zweites Mal von den enttäuschenden WC-Verhältnissen in den Bernexpo-Hallen in Bern berichtet, in denen die BEA und weitere national relevante Messen stattfinden. Eigentlich sollte hier doch alles Vorbildcharakter haben und die Stadt Bern ins beste Licht rücken. Gerade wurde auch die grosse neue Halle fertig gebaut. Doch für ein korrektes Behinderten-WC hat das Geld dann scheinbar nicht mehr gereicht.

Und zwar haben hier auf den Behinderten-WCs schon immer die zweiten Schliesszylinder gefehlt bzw. separate Riegel. Die Türe konnte korrekterweise von aussen mit dem Eurokey (im Bild: mit Querschlitz) geöffnet werden und von innen mit einem Drehknopf geschlossen. Nur leider konnte das WC wegen dem fehlenden zweiten Zylinder auch von aussen geöffnet werden, während es gerade benutzt wurde und eigentlich von innen abgeschlossen war. Das war nämlich von aussen nicht erkennbar. Der Drehknopf von innen hätte die Türe separat abschliessen und nach aussen eine rot/grün-Kennzeichnung haben sollen. Hier das Foto vom Mai 2011:

Auf meine Reklamation hin hat sich dann zuerst überhaupt niemand gemeldet. Erst unter Zuhilfenahme der neumodischen Trümpfe (Eintrag auf der Facebook-Seite der Bernexpo) gelang mir dann der Kontakt und die Leiterin Unternehmenskommunikation hat mir versprochen, dem Problem nachzugehen. Sie schreibt: „Wir hoffen, Ihnen hiermit aufgezeigt zu haben, dass die BERNEXPO AG gewillt ist, sich für die Verbesserung der Behindertengerechtigkeit des Messegeländes zu engagieren. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Verbesserungsvorschläge.“

Beim gestrigen Besuch des Messegeländes hat sich nun dieses Bild gezeigt:

Das Eurokey-Schlüsselloch wurde entfernt und durch eine rot/grün-Kennzeichnung ersetzt. Damit wurde das Problem zwar beseitigt, aber nicht wirklich gelöst. So ist es zwar tatsächlich nicht mehr möglich, die Türe von aussen aufzuschliessen, während das WC benutzt wird. Aber nun sind dem Missbrauch wieder Tür und Tor geöffnet. Denn leider gibt es viele Leute ohne Gehbehinderung, welche die grosszügigen Platzverhältnisse und die Privatsphäre eines Behinderten-WCs dem normalen WC vorziehen und ungeniert dieses gebrauchen und dabei häufig auch einen Saustall hinterlassen. Genau deswegen wurde der Eurokey ja entwickelt, damit wirklich nur noch Berechtigte die Behinderten-WCs benutzen können. Leute mit einer Geh- oder sonstigen Behinderung können diesen unter www.eurokey.ch bzw. bei der Pro Infirmis beziehen.

Der Ausbau des Eurokey-Schliesszylinders durch die Bernexpo-Leute bringt also einen grossen Rückschritt mit sich und ist sehr bedauerlich. Genau das schreibe ich nun der Leiterin Unternehmenskommunikation. Daneben habe ich der Pro Infirmis den Ausbau gemeldet, damit diese die Bernexpo-Hallen aus ihrem Eurokey-Anlagenverzeichnis streichen kann.

Und ich frage mal bei Berntourismus und Stadtpräsident Tschäppät nach: Schliesslich fällt die schlechte Lösung bei Besuchern aus der ganzen Schweiz auch wieder auf die Stadt Bern zurück. Vielleicht kann jemand von ihnen entsprechend Einfluss auf die Bernexpo-Verantwortlichen nehmen.

Update 17. März 2012: Da geht was! Die Leiterin Unternehmenskommunikation antwortet zwar umgehend und wollte die Situation am Montag mit den zuständigen Personen besprechen und mich auf dem Laufenden halten. Das war vor einer Woche und seither habe ich nichts mehr von ihr gehört. Dafür von anderen: Die Koordinationsstelle Eurokey.ch will ebenfalls bei Bernexpo intervenieren und wendet sich ans Tiefbauamt Bern. Der Leiter Tourist Information von Bern Tourismus hat das Anliegen ebenfalls bei Bernexpo vorgebracht und um Umsetzung meines ursprünglichen Vorschlags gebeten. Der Stadtpräsident Alexander Tschäppät hat mein Mail an die Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen der Stadt Bern weitergeleitet. Auch deren Leiter bedauert die Entfernung des Eurokey-Systems und hat sich mit Bernexpo in Verbindung gesetzt, um eine gute Lösung zu finden. Denen bleibt nun nichts anderes übrig, als wirklich etwas zu unternehmen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Update April 2012: Ich wurde zur Begehung vor Ort mit Mittagessen eingeladen. Im Juni werde ich die Leiterin Unternehmenskommunikation und weitere Verantwortliche von Bernexpo treffen. Und natürlich von diesem Treffen berichten.

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