Reisen im Rollstuhl 2011 (2): Canterbury
Nachdem wir mit der Fähre von Frankreich nach England gelangt sind, fahren wir in nördlicher Richtung. Nach dreissig Minuten kommen wir nach Canterbury, bekannt von den Erzählungen („Canterbury Tales“) und für seine Kathedrale, die wir besuchen möchten.
Die mittelalterliche Stadtmauer existiert noch immer und trennt die malerische Altstadt vom neuzeitlichen Canterbury. Die Altstadt ist eigentlich autofrei. Personen mit Gehbehinderung dürfen jedoch hineinfahren, zu einem Parkplatz mit einem guten dutzend Parkfeldern, auf dem einzig Gehbehinderte parkieren dürfen. Grossartig!
Die Altstadt ist wunderschön. Inmitten darin befindet sich die berühmte Kathedrale, die auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der Eingang zum Park, in dem sie steht, führt durch ein eher unscheinbares Kirchenportal. Als Begleitperson erhalte ich kostenlosen Eintritt, während meine Frau im Rollstuhl einen ermässigten Tarif zahlt. Wir erfahren, dass dies die Kathedrale mit den meisten Stufen zwischen den einzelnen Teilen des Gebäudes ist, sie aber trotzdem fast komplett rollstuhlgängig ist.
Und das stimmt. Über einen versteckt eingebauten, modernen Lift gelangen wir problemlos in die oberen Bereiche mit den kunstvollen Bleiglasfenster in den Querschiffen, dem Chor und den Gräbern von berühmten Persönlichkeiten wie beispielsweise König Heinrich IV. Über eine lange Rampe erreichen wir die Krypta, wo die Kunstschätze der Kathedrale ausgestellt sind und die freiwilligen Helfer Schauergeschichten aus der Geschichte der Kathedrale erzählen.
Dass diese alte Kathedrale (Baubeginn im 12. Jahrhundert) heute trotzdem rollstuhlgängig ist, ist grossartig. Noch manche Schweizer Sehenswürdigkeit könnte dies als Vorbild nehmen. Und nein: dass etwas zum UNESCO-Welterbe gehört, ist keine Entschuldigung dafür, nichts in Richtung Rollstuhlgängigkeit zu unternehmen. Hier konnte ja auch ein Lift eingebaut werden.