Appell an die Basler Verkehrsbetriebe, die Basler Regierung und die zuständigen Verwaltungsbehörden

Mit dem Rollstuhl vom Tram auf die Strasse hin aussteigen ist wegen dem riesigen Höhenunterschied praktisch unmöglich, selbst mit Begleitperson. Nachdem es nach dieser Feststellung im Mai an der Haltestelle Markthalle seitens der BVB hiess, wir hätten uns halt bemerkbar machen sollen, haben wir genau das letzte Woche gemacht. Als der Fahrer darauf nicht reagiert hat, hat ein Mitpassagier ihn informiert. Doch der Fahrer blieb weiterhin im Führerstand und liess ausrichten, er dürfe wegen dem grossen Höhenunterschied die Klapprampe hier nicht ausklappen.

Dieser Beitrag bezieht sich auf die beiden bisherigen Beiträge:

Sehr geehrte Damen und Herren Verwaltungsräte der BVB, Geschäftsleitungsmitglieder der BVB, Leiter und Leiterinnen des Amts für Mobilität, Vorsteher und Leiter des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt, sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin

Mit dem Rollstuhl vom Tram auf die Strasse hin aussteigen ist wegen dem riesigen Höhenunterschied praktisch unmöglich, selbst mit Begleitperson. Nachdem es nach dieser Feststellung im Mai an der Haltestelle Markthalle seitens der BVB hiess, wir hätten uns halt bemerkbar machen sollen, haben wir genau das letzte Woche gemacht. Als der Fahrer darauf nicht reagiert hat, hat ein Mitpassagier ihn informiert. Doch der Fahrer blieb weiterhin im Führerstand und liess ausrichten, er dürfe wegen dem grossen Höhenunterschied die Klapprampe hier nicht ausklappen. Mithilfe des hilfsbereiten Mitpassagiers konnten wir schlussendlich aussteigen, während Autos verbotenerweise zwischen dem Tram und dem Trottoir durchfuhren, was das Aussteigen noch viel gefährlicher machte. Auf der Strasse waren wir nun gefangen zwischen Tram, der unüberwindbar hohen Bordsteinkante und dem nächsten Auto, das nur wenige Meter vor uns doch noch gehalten hat.

Hier darf die Frist des Behindertengleichstellungsgesetzes nicht bis zur letzten Minute abgewartet werden. Hier besteht dringender Bedarf, diese mehr als gefährliche Situation schnellstmöglich anzupassen und die unhaltbare Situation und grosse Gefahr nicht nur für Menschen mit einer Gehbehinderung, sondern auch für alle anderen Passagiere zu beseitigen. Uns ist unverständlich, wie die Kantons- und Stadtbehörden diesen Gefahrenherd (1: Höhenunterschied, 2: Autoverkehr zwischen Tram und Trottoir, obwohl verboten, 3: extrem hoher Trottoir-Rand) zulassen können.

Ich fordere Sie daher auf, die Haltestelle Markthalle und allfällige weitere Haltestellen mit Aussteigen auf die Strasse hin:

  • entweder an einen Ort zu verschieben, an dem ein Aussteigen wenigstens zu einem Trottoir hin möglich ist, wo der Tramführer die Klapprampe ausklappen darf (Tram Nr. 2 vom Bahnhof her: vor dem Abbiegen auf die Margarethenstrasse hin gibt es direkt vor der Markthalle eine Tramhaltestelle);
  • oder hier umgehend mit den Umbauarbeiten für eine hindernisfreie Tramhaltestelle zu beginnen;
  • oder die betroffene Haltestelle aufzuheben.

Nähere Informationen zu unserem Horror-Erlebnis mit der BVB finden Sie unten.

Danke für Ihre schriftliche Stellungnahme und Informationen zum weiteren Vorgehen bereits im Voraus. Ich werde mir erlauben, diese ganz oder auszugsweise in meinem Blog im Internet zu veröffentlichen.

Freundliche Grüsse

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Nähere Informationen zu unserem Horror-Erlebnis mit der BVB:

Schon im Mai dieses Jahres staunten wir nicht schlecht, als wir mit dem Rollstuhl bei der Haltestelle Markthalle aus dem Tram steigen wollten und dieses mitten auf der Strasse hielt, mit einem grossen Abstand zwischen dem Tramboden und der Strasse. Es war praktisch unmöglich, hier auszusteigen, trotz Begleitperson.

Bei der damaligen Kontaktaufnahme mit der BVB hiess es, wir hätten uns halt bemerkbar machen sollen: „Ein normales Handzeichen (Winken) genügt, unser Fahrpersonal ist entsprechend geschult und hilft Ihnen gerne beim Ein- und Ausstieg wo nötig.“ (Antwort am 10. Mai 2017 auf der Facebook-Seite der BVB)

Damals fuhren wir mit der Linie 16 die Innere Margarethenstrasse hoch. Dieses Wochenende waren wir erneut in Basel und mit dem Tram unterwegs zur Markthalle. Dieses Mal nahmen wir die Linie 2, um zur Markthalle zu gelangen. Doch das neue Flexity-Tram hielt nicht wie vermutet bei der Tramhaltestelle an der Viaduktstrasse direkt vor der Markthalle, sondern fuhr weiter um die Kurve und zur uns vom letzten Mal bekannten Horror-Haltestelle.

Wir hatten den Rollstuhl-Türknopf gedrückt, womit der Fahrer wusste, dass wir aussteigen wollten. Wegen dem grossen Höhenunterschied vom Tram zur Strasse wollten wir die Rampe benutzen. Wir riefen dem Tramführer also zu, dass wir die Rampe benötigen. Keine Reaktion. Ein netter Mitpassagier bemerkt das und geht nach vorne, um den Fahrer zu verständigen, in der Annahme, dieser hätte uns bloss nicht bemerkt. Doch der Passagier kommt ohne Fahrer zu uns zurück. Dieser habe gesagt, er dürfe hier die Rampe nicht ausklappen, weil der vertikale Abstand zur Strasse zu gross sei. Der Fahrer blieb dabei schön vorne sitzen und hat auch keine Alternative oder einen sonstigen Lösungsvorschlag angeboten.

Der Mitpassagier hat dann angeboten, beim Aussteigen zu helfen, während draussen schon die ersten Autos rechts neben dem Tram vorbeigefahren sind. Wir haben uns gefragt, ob im Tram keine Kameras installiert sind, mit denen die Autofahrer belangt werden können. Das Aussteigen hat so mehr oder eher weniger gut geklappt und wie schon früher fanden wir uns mitten auf der Strasse vor, mit sehr hohem Trottoir-Rand und praktisch keiner Chance, von der Strasse wegzukommen.

Auf der BVB-Webseite habe ich nachgelesen, dass sich der Tramboden des Flexity-Trams im Aussteigebereich 32 cm über dem Boden befindet. Dem Foto in der Beilage können Sie entnehmen, was ein Höhenunterschied von 32 cm für Rollstuhlfahrer bedeutet. Glauben Sie, dass ein Aussteigen so noch angenehm ist? Oder praktikabel?

Das Basler Bau- und Verkehrsdepartement hat den Autofahrern mit längeren Rotlichtphasen und Dosieranlagen soeben wieder einmal den Kampf angesagt. Somit erwarten wir, dass der öffentliche Verkehr in Basel auch wirklich eine Alternative bietet. Im Moment tut er das nicht und auch bei den neusten Flexity-Trams wurde (wie schon früher gegenüber der BVB bemängelt) nicht die optimale Lösung mit elektrischen Rampen für Rollstuhlfahrer bestellt, sondern nur mit Klapprampen. Angesichts dessen, dass der Umbau der Haltestellen punkto Hindernisfreiheit nur langsam vorwärts geht und es mehr als fraglich ist, ob Basel den seit über einem Jahrzehnt bekannten Termin für die komplette Hindernisfreiheit eingehalten wird, sind wir von der BVB und der Stadt Basel enttäuscht. Die Stadt-/Kantonsregierung und die Verwaltung muss Anliegen von Menschen mit einer Behinderung ernster nehmen und vor allem solche unhaltbaren, gefährlichen Tramhaltestellen wie die Tramhaltestelle Markthalle umgehend umbauen.

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Update 22. August 2017:

Der Verwaltungsratspräsident der BVB reagiert schnell und stellt eine fundierte Rückmeldung innerhalb einer Woche in Aussicht.

Der Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt verspricht eine Antwort innerhalb von ca. 10 Arbeitstagen.

Update 30. August 2017:

Bisher sind noch keine der versprochenen Rückmeldungen eingetroffen.

Die Assistentin der Regierungspräsidentin des Kantons Basel-Stadt mailt, sie haben meine Beschwerde und die Anregung an die zuständige Fachabteilung, die Kantons- und Stadtentwicklung, weitergeleitet.

Update 4. September 2017:

Heute trifft die folgende Antwort von Regierungsrat Hans-Peter Wessels als Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt:

Antwort von Regierungsrat Wessels (PDF)

Ich habe das Gefühl, dass der Kanton die Anliegen von Menschen mit einer Gehbehinderung damit erkannt hat, ernst nimmt und nach Lösungen suchen. Hoffentlich können diese bald gefunden und umgesetzt werden.

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