Bahnhof Basel / Kein Licht bei McClean

Wir sind in Basel zwischen zwei Terminen unterwegs und wollen kurz aufs Klo. Nach wenig Überlegen fahren wir zum Bahnhof Basel SBB. Hier gibt’s laut Eurokey-Webseite ein Behinderten-WC beim Veloparking unter dem Centralbahnplatz.

Dafür müssen wir im Bahnhof-Parkhaus parkieren. Hier gibt’s Schilder, die zu den Rollstuhl-Parkplätzen führen. Dabei werden wir immer weiter in die Tiefe des Parkhauses geführt auf Abfahrten, die für ein normales Auto viel zu schmal sind. Trotz vorsichtiger Fahrweise stossen wir mehrmals mit den Reifen an. Dann stehen wir plötzlich wieder vor der Ausfahrt. Keine Ahnung, wo hier die Behindertenparkplätze versteckt waren. Gesehen haben wir jedenfalls keinen. Wir fahren halt nochmals hinein und stellen das Auto auf einem Streifen mit Parkverbotsschildern direkt beim Eingang ab. Mit der Behindertenparkkarte ist das kein Problem.

Wir gehen die (zu) steile Rampe hoch und biegen nach rechts Richtung Veloparking ab. Hier sehen wir den Lift zu den WCs schon von weitem.

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Nur: Das ist kein Lift, sondern die Eingangstüre zum WC. Und das macht so gar nicht an. Denn der Boden glänzt nicht etwa schön, wie man es vom Foto her meinen könnte, sondern steht leicht unter Wasser. Und auch das WC ohne richtigen Sitz ist nass. Das Beste ist aber, dass sich die automatische Türe nicht schliesst. Wir warten und warten… nichts passiert. Erst als ich im Türrahmen stehe, um zu schauen, ob man denn draussen einen Knopf drücken muss, beginnt sich die Türe zu schliessen. Wir warten also nochmals im WC, und wieder passiert nichts.

Wir geben auf und verlassen das WC, um ein anderes zu suchen. Und stehen wenig später vor der McClean-WC-Anlage. Netterweise dürfen Inhaber eines Eurokey das Behinderten-WC gratis benützen. Es befindet sich noch vor der Bezahl-Barriere zur Anlage. Mir fällt gleich auf, dass hier der zweite Schliesszylinder fehlt. Eine weitere Person mit Eurokey könnte die Türe also jederzeit öffnen, auch wenn man das WC gerade benutzt und die Türe mit dem Drehknopf zugeschlossen hat. Und wie bitte? Beim Drehen des Knopfs wird’s dunkel. Ich versuche es nochmals, um mich zu vergewissern, ob es wirklich einen Zusammenhang hat. Ja, beim Drehen schaltet sich tatsächlich das Licht aus.

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Ich öffne die Türe also wieder und rufe der Putzfrau zu, etwas sei hier kaputt. „Schliessen Sie die Türe nicht ab“, antwortet sie. Ja klar, so geht’s. Aber ausser anderen Menschen mit einer Gehbehinderung können so jetzt auch alle andern Leute die Türe öffnen, während man gerade auf dem WC sitzt. Definitiv nicht. Ich schalte also die Taschenlampe des Handy ein und lege es auf den Papierhandtuch-Halter. Das reicht immerhin, um den fensterlosen Raum genügend zu erhellen.

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Danach brauchen wir aber doch das richtige Licht, denn: Wir finden den Spül-Knopf nicht. Weder an der Wand hinter dem WC noch daneben noch sonst irgendwo kann man drücken, ziehen oder drehen, um die WC-Spülung zu betätigen. Es gibt nur einen mit „Alarm“ beschrifteten Knopf. Doch auch das Licht lässt uns keinen finden. Sehr merkwürdig! Schlussendlich müssen wir also gehen, ohne zu spülen.

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Wir gehen also zurück zum Auto und staunen ein drittes Mal: Für die 18 Minuten Parkdauer müssen wir 6 Franken bezahlen. Da verblassen sogar unsere teuren Berner Parkhäuser vor Neid.

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Basel macht seinem Titel als – in unseren Augen – rollstuhlunfreundlichste Stadt der Schweiz wieder einmal alle Ehre.

Update 29. Januar 2018

Ich kontaktiere die verschiedenen Firmen und bitte sie um eine Stellungnahme. Noch am selben Abend meiner Kontaktaufnahme meldet sich ein Vertreter der Parkhaus-Betreiberfirma mit der folgenden Antwort:

„Das von uns betriebene Centralbahnparking wurde vor ca. 12 Jahren errichtet und entspricht auch in den unteren Geschossen durchaus den aktuell gültigen Vorschriften hinsichtlich der Stellplatzbreite. Wir bieten in den unteren Geschossen Behindertenstellplätze in Aufzugsnähe an. Diese sind auch entsprechend markiert. Wir werden Ihre Reklamation aber natürlich zum Anlass nehmen, die Markierung und Auffindbarkeit der Behindertenplätze einer Überprüfung zu unterziehen und mit dem Liegenschaftseigentümer eine allfällige Verbesserung der Situation diskutieren.“

Am Tag darauf ruft mich der für öffentliche Toiletten Verantwortliche der Stadt Basel an. Er ist für das „Lift-WC“ zuständig und hält einige Informationen bereit:

  • Die Türe hat sich nicht geschlossen, weil die Toilette erkennt, wenn sich mehr als eine Person im Raum befindet (über 150 kg), und das dann komisch findet und deshalb die Türe nicht schliesst. Wir hätten nicht den Türknopf drücken müssen, sondern den Eurokey benützen sollen. Dann hätte die Toilette 250 kg zugelassen. Das reicht, solange nicht ein elektrischer Rollstuhl und eine Begleitperson mit hinein sollen.
  • Der Boden und der WC-Sitz waren nass, weil sich die Toilette nach jeder Benutzung vollständig reinigt. Hmmm… ein bisschen unpraktisch, wer danach die Tasche irgendwo hinstellen muss, während alles nass ist.

Darauf kommt aber wirklich niemand einfach so. Obwohl ich die Überlegungen dahinter verstehe: Die ganze Technik macht das Behinderten-WC viel zu kompliziert, um es zu benutzen. Ich schlage vor, wenigsten ein paar Hinweise oder eine Art Bedienungsanleitung anzubringen.

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