Wenn nur noch die Express-Kasse rollstuhlgängig ist

Bei Coop sind grundsätzlich alle Kassen rollstuhlgängig. Nicht jedoch bei Migros. Selbst bei neu gebauten Filialen sind nur etwa 1-2 Kassen bzw. bei grossen Filialen 2-3 Kassen breit genug, um im Rollstuhl hindurch zu passen. So kann Migros Platz sparen und 21 statt nur 20 Kassen bauen oder neben den Kassen noch ein paar Kaugummi mehr auflegen.

Dieses Platzspardenken ist sehr bedauerlich und kann zu unangenehmen Situationen führen. Dann nämlich, wenn viele Kassen geschlossen sind und die einzige geöffnete Rollstuhlkasse gleichzeitig auch eine Express-Kasse für Kunden mit nur wenigen Artikeln ist. Falls die Verkäuferin nicht reklamiert, wenn ein Rollstuhlfahrer das ganze Band mit Waren vollpackt, dann sicher die Leute hinter einem. So im Sinne: „Der kann weder laufen noch zählen“. Aber auch ohne Reklamation sind einem böse Blicke sicher. Dabei kann man ja gar nicht anders, als halt diese Kasse benützen. Ich frage mich, wieso die Migros nicht ebenfalls alle Kassen rollstuhlgängig gestalten kann.

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Update: Die Migros antwortet auf diese Frage:

„Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns zu schreiben.

Das Wichtigste vorab: Wenn nicht alle Kassendurchgänge 100% Rollstuhl-gängig sind, so hat das gar nichts mit einer Umsatzoptimierung (viele Kassen = viel Umsatz) zu tun.

Die Migros Aare plant die rollstuhlgängigen Kassen gemäss Schweizer Norm SN 521.500, mit einer Durchgangsbreite von einem Meter. Bei jedem Neu- oder Umbau versuchen wir, möglichst viele rollstuhlgängige Kassen zu realisieren. Wir müssen jedoch ein Minimum von Kassen einplanen, um die Wartezeiten zu verkürzen, weshalb nicht alle Kassen für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer geeignet sind. Und: Die Ergonomie der Arbeitsplätze hat ebenfalls einen Einfluss auf die Kassenzonen.

Ohne bereits Geschäftsgeheimnisse zu verraten: Wir sind daran, weitere Optimierungen vorzunehmen, von denen auch Mitmenschen im Rollstuhl profitieren werden. Tipps dazu erhalten wir auch von einigen Mitarbeitenden in Schönbühl, die ebenfalls an den Rollstuhl gebunden sind.

Gern benutzen wir jedoch die Möglichkeit – aufgrund Ihrer Anregung – unsere Filialen darauf aufmerksam zu machen, bei der Planung der Kassenbesetzung darauf zu achten, dass genügend rollstuhlgängige Kassen besetzt werden.

Freundliche Grüsse

Kundenberaterin M-Infoline“

Danke für die Antwort, Migros, auch wenn sie ziemlich nichtssagend ist. Was die Ergonomie von Arbeitsplätzen damit zu tun hat, dass nicht mehr Kassen rollstuhlgängig sind, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Sicherlich ist es auch bei Coop wichtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Kasse bequem sitzen. Trotzdem können dort alle Kassen rollstuhlgängig gestaltet werden.

3 Kommentare zu “Wenn nur noch die Express-Kasse rollstuhlgängig ist”

  1. […] und muss damit sowieso gemacht werden. Ausserdem ist bekannt, dass in den Migros-Filialen jeweils nur 1-2 Kassen rollstuhlgängig sind, während bei Coop Leute im Rollstuhl wie alle übrigen Menschen jede Kasse benützen können […]

  2. Hallo, Ich finde den Aufbau der Seite super. Macht weiter so.

  3. Vorbildlich, dass bei Coop alle Kassen rollstuhlgängig sind. Müsste man eigentlich per Gesetz von allen Detaillisten verlangen.

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